Chiropraktischer Blick auf die Wechselwirkung von Erleben und Gehirnentwicklung

Unser Körpersystem nutzt eine wahre Datenflut, um bewusste und unbewusste Prozesse zu steuern. Als Datenhighway dient dabei das Nervensystem. Unser Erleben und Verhalten sowie alle Muskeln und Organe sind so miteinander verwoben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Störungen auf einer dieser Ebenen zu Effekten auf anderen führen können. Das ist in einem bestimmten Umfang ganz normal und ein festes Programm, so wie die unmittelbare Korrekturbewegung beim Stolpern auch ganz automatisch erfolgt. Manche solcher Effekte sind aber nicht so leicht auszugleichen. Wie Veränderungen im Gehirn dabei zum Tragen kommen und welche Unterstützung Chiropraktik dafür bietet, beleuchten wir hier genauer.

Wie wir uns fühlen, hat im Alltag viel Einfluss auf unsere Entscheidungen und unser Verhalten. Wer kennt das nicht? Bin ich gestresst und schlecht gelaunt, leidet auch der Genuss an Dingen, die mich sonst erfreuen. Fachlich ausgedrückt: Jedes Verhalten und die damit verbundenen psychischen Zustände bilden eine Schnittstelle zwischen dem zentralen Nervensystem und der Lebensumwelt. Dem wollen und sollen wir aber nicht nur ausgeliefert sein. Denn aus Erfahrung lernen wir.1

Wie umfangreich unsere Gestaltungsmöglichkeiten dabei sind, wird nach neuen Forschungserkenntnissen bereits in der Kindheit vorgezeichnet. Studienergebnisse aus 2021 deuten darauf hin, dass Verhaltenserfahrungen und die Entwicklung des Gehirns interaktive, wechselwirksame Prozesse sind, sodass Erfahrungen künftige Veränderungen im Gehirn prägen und das Gehirn künftige Veränderungen im Verhalten prägt.

Du bist, was du erinnerst

Entscheidend ist dafür der sogenannte Hippocampus als Arbeitsspeicher unseres Gehirns. Lebenserfahrungen formen über Erinnerungen das Gehirn im Laufe der Entwicklung. Untersuchungen legen dabei nahe, dass speziell im Alter von 4 bis 6 Jahren ein sensibler Zeitraum für die Entwicklung der Gehirnfunktionen ist. Sowohl mit Blick auf Gedächtnisleistungen des Hippocampus als auch auf die Verbindung hin zu höheren, verhaltenssteuernden Hirnregionen, wie dem präfrontalen Cortex.2

Was wir erinnern und wie das unser Verhalten beeinflusst, ist eine koordinierte Operation mehrerer neuronaler Systeme. Das überwacht und koordiniert der präfrontale Cortex, was sich im traurigen Fall der Schädigung des präfrontalen Cortex zum Beispiel durch Unfälle zeigt. Darunter leidet dann beispielsweise die Fähigkeit, neue Handlungsweisen zu erlernen oder auch nur unter mehreren gleich wahrscheinlichen Handlungsmöglichkeiten die beste auszuwählen.

Justierungen als Brückenbauer

In weiteren Studien wurde darüber hinaus nachgewiesen, dass auch geringere und sogar schmerzfreie Störungen in körperlichen Strukturen, wie Fehlstellungen in Gelenken und an der Wirbelsäule, zur veränderten Verarbeitung im präfrontalen Cortex führen können. Chiropraktische Justierungen streben exakt danach, genau solche als Subluxation bezeichneten Störungen zu beheben. Jenseits von Schmerzbeseitigung oder Verbesserung von Muskelfunktionen deuten die Ergebnisse auch darauf hin, dass chiropraktische Behandlungen bei der Konnektivität von neuronalen Systemen unterstützen können.3

Hiermit rückt in den Fokus, was uns als Menschen ausmacht: Die Fähigkeit, angemessen auf die Umwelt zu reagieren, aus Erfahrungen zu lernen und dabei unser inneres Erleben positiv zu entwickeln. Und das nicht erst im Erwachsenenalter, sondern auch in der Kindheit. Daher empfehlen viele Chiropraktiker*innen auch nicht nur ein Familienmitglied, sondern die ganze Familie zu justieren – eine ideale Grundlage, um sich nicht nur als Einzelperson, sondern zusätzlich als Gemeinschaft zu entwickeln.