
Erholsames Schlafen ist nicht selbstverständlich – aber unerlässlich
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, die uns nicht ein- oder durchschlafen lassen. Akuter Stress oder Sorgen gehören ebenso dazu wie Lärm- oder Lichtirritationen. Doch wie wichtig ist guter Schlaf wirklich? Und kann Chiropraktik bei den nächtlichen Erholungsphasen unterstützen? Um hierauf zu antworten, bietet es sich an, verschiedene Expertisen zusammenzuführen.
Dazu gehört auch die Chronobiologie, welche sich wissenschaftlich dem Phänomen der sogenannten inneren Uhr widmet. Deren Takt ist für jeden Menschen leicht anders und gibt unter anderem vor, ob wir eher früh oder spät schlafen gehen. Dabei wird unterschieden zwischen Eulen, also eher nachtaktiven Menschen, und Lerchen, den Frühaufstehern. Wobei die Mehrheit auf die eine oder andere Art Zugeständnisse machen muss. Arbeitszeiten, Schichtbetrieb, Schulbeginn oder andere Tätigkeiten lassen die nächtliche Regeneration in der für uns bestmöglichen Form häufig nicht zu. Auch was die Schlafdauer angeht.
Der durchschnittliche Schlafbedarf verändert sich dabei im Laufe der Jahre. Während Säuglinge noch rund 2/3 eines Tages schlummern und durchschnittliche Zwölfjährige etwa 9,5 Stunden Schlaf benötigen, ist ab Ende der Pubertät bis ins hohe Alter eine Dauer von 6–8 Stunden ein gesundes Mittelmaß, der Schlafbedarf ist jedoch individuell sehr unterschiedlich. Aber zur persönlich idealen Zeit ins Bett gehen, gut einschlafen, der eigenen Schlafdauer nachgehen – wer kann das schon? Zunehmend mehr Menschen leiden so an permanentem Alltags-Jetlag. Dieser ist fatalerweise auch bei Jugendlichen stark ausgeprägt. (1)
Das zeigt unter anderem ein Gesundheitsreport der Barmer Krankenkasse aus 2019: Diagnostizierten Ärzten 2005 nur bei 9.167 Personen im Alter von 15 bis 19 Jahren Ein- und Durchschlafstörungen (Fachbegriff: Insomnie), waren es 2018 bereits 25.116 Menschen. Eine Steigerung von rund 174 Prozent. Die so gestörte neurologische Regeneration wirkt sich auch negativ auf das in diesem Alter besonders wichtige Lernvermögen aus. (2)
Untersuchungen zeigten, dass bei Menschen mit Schlafmangel die Synapsen überaktiv sind und nicht mehr weiterwachsen können. Während uneingeschränkt erholsame Schlafphasen unsere geistige Sortierung von Gedächtnisleistungen unterstützen und so auch Platz für Neues generieren, ist unser Gehirn ohne sie schnell überfordert. (3) Unter den Vorzeichen der vielseitigen regenerativen Prozesse, die während der Schlafphasen stattfinden, sollten regelmäßig auftretende Schlafstörungen als Alarmzeichen wahrgenommen werden. Chronischer Schlafmangel wird medizinisch als befördernd von beispielsweise Bluthochdruck, Depressionen, Demenz, Typ-2-Diabetes und Übergewicht assoziiert. Was aber kann zur Vorbeugung getan werden?
Intuitiv suchen viele bei ersten Anzeichen gestörten Schlafs die Schuld beim Bett, der Matratze oder dem Kissen. Und wie Untersuchungen der International Chiropractors Association zeigen, nicht völlig zu unrecht. Schon kleine Veränderungen in den Druckverhältnissen entlang der Wirbelsäule können demnach die Verarbeitung neurologischer Impulse verändern. Damit kann eine für das eigene Körpersystem ungünstige Lagerung auch zu Stressreaktionen statt zur gewünschten Erholung führen. Eine auf das eigene Gewicht und den Körper abgestimmte Schlafstatt leiste somit bereits einen wertvollen Beitrag.
In logischer Konsequenz stellt sich aus chiropraktischer Sicht damit die Frage: Was gilt dann erst für Subluxationen, die auch ohne bewusste Schmerzwahrnehmung der Betroffenen auf das Körpersystem wirken? Subluxationen entstehen durch Stress, und dieser führt dazu, dass im vegetativen Nervensystem der Parasympathikus unterdrückt und der Sympathikus verstärkt wird. Häufige Folge: Man kommt nicht zur Ruhe und der Schlaf ist gestört. In der chiropraktischen Kunst der Justierung stehen das Auffinden und sanfte Beheben solcher Blockierungen im Fokus. So folgt auch im Kontext von Schlafstörungen der Einsatz von Justierungen der Idee, dass sich das Körpersystem am besten regenerieren kann, wenn die neurophysiologischen Irritationen möglichst geringgehalten werden.