
Overstressed and underadjusted
Psychischer Stress und seine Auswirkungen auf unser Gehirn
Bevor Corona ihm den Rang abgelaufen hat, gehörte Stress zu den Top-Themen für einen Gesprächseinstieg – unter Freund*innen beim Brunch, auf Familienfeiern, wenn der entfernte Onkel fragt, wie es einem geht, oder mit den Arbeitskolleg*innen an der Kaffeemaschine. Obwohl aktuell weniger darüber gesprochen wird, heißt es nicht, dass unser Stress weniger geworden ist – im Gegenteil: Für die meisten hat er deutlich zugenommen. Dass sich Stress dabei sehr unterschiedlich auswirken kann, wissen die meisten – von Verspannungen, Kopf- oder Rückenschmerzen über Verdauungsprobleme und Schlafstörungen bis hin zu psychischen Beschwerden.1 Was aber passiert bei Stress in unserem Gehirn? Eine Frage, die für uns in der Amerikanischen Chiropraktik im Zentrum steht, da wir davon ausgehen, dass das Gehirn als übergeordnete Einheit alle Prozesse im Körper steuert und koordiniert.
Stress verändert das Gehirn – Einblick in die Forschung
Um es vorwegzunehmen: Nein, dies wird keine wissenschaftliche Abhandlung über strukturelle Veränderungen im Gehirn. Wir möchten aber entlang einiger Beispiele aufzeigen, wie stark sich Stress auf die Funktionsweise unseres Gehirns auswirken kann und welche Folgen dadurch entstehen können2:
Leiden wir unter chronischem Stress, kann das Forschungen zufolge die Zellfortsätze im Hippocampus schädigen.3 Dieser Teil des Gehirns ist für ein funktionierendes Gedächtnis von zentraler Bedeutung. Im Umkehrschluss heißt das: Schrumpfen die Zellfortsätze im Hippocampus, kann dies negative Folgen auf unsere Gedächtnisleistung haben.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Forscher der University of California in Berkeley. Auch sie gehen davon aus, dass sich Stress – speziell durch die dadurch hervorgerufene Ausschüttung von Stresshormonen – auf den Hippocampus auswirkt. Ihre Erkenntnisse aus einer Tierversuchsstudie zeigen, dass Stress zu einem anhaltenden Ungleichgewicht bei der Produktion neuer Zellen im Gehirn führt: So seien bei und nach Stresserfahrungen weniger neue Gehirnzellen, dafür aber mehr der sogenannten Hüllzellen entstanden. Diese Verschiebung könnte sich, so die Forscher, auch bei Menschen hemmend auf das Wachstum neuer neuronaler Verknüpfungen auswirken und damit u.a. das Gedächtnis stören oder zu psychischen Erkrankungen führen.4
Auch im präfrontalen Cortex kann Stress Veränderungen auslösen. Da dieser Bereich des Gehirns u.a. unsere Handlungsplanung, Problemlösung und Verhaltenskontrolle steuert,5 gehen Forscher davon aus, dass Betroffene Schwierigkeiten haben können, sinnvolle Entscheidungen zu treffen.3
Natürlich ist das nur ein kleiner Ausschnitt aus der aktuellen Hirnforschung. Aber allein diese wenigen Beispiele machen deutlich, warum psychischer Stress auch in der Amerikanischen Chiropraktik eine so entscheidende Rolle spielt und neben bio-chemischen sowie physisch-emotionalen Faktoren als dritter großer Stressor für unseren Organismus gilt (s. auch dagc.de/subluxationen-und-deren-ausloeser). Denn, so unsere Überzeugung: Mit Chiropraktik können wir die Verarbeitung von Reizen und Einflüssen – also auch von Stress – durch das Nervensystem und das Gehirn unterstützen. Immer mit dem Ziel vor Augen, den Organismus so aufzustellen, dass er Stress besser regulieren kann, um möglichst gesund auch durch anstrengende Zeiten wie diese zu kommen.
Mehr zum neurologisch basierten Ansatz der Amerikanischen Chiropraktik finden Sie hier: dagc.de/was-ist-chiropraktik
Veröffentlicht: Mai 2020
Quellen:
1 https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/psyche-koerper/stress.html
2 https://www.geo.de/wissen/gesundheit/20925-rtkl-permanente-anspannung-wie-sich-dauerstress-auf-unseren-koerper-auswirkt
3 https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/stress-bewaeltigen/gehirn-hormone-stress-2006900
4 https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/stress-veraendert-hirnsubstanz/
5 https://lexikon.stangl.eu/896/praefrontaler-cortex/