
Wie Chiropraktik den gesunden Start in das Erwachsenenleben unterstützen kann
Chiropraktische Begleitung zielt u.a. auf die Pflege einer gelungenen Körper-Hirn-Kommunikation ab – und das vom Säugling bis ins hohe Alter. Die Befähigung zu einer ausgewogenen Lebensführung und Selbstregulation steht dabei im Fokus. Als Ansatzpunkt dient vor allem die neurologisch spannende Datenautobahn in der Wirbelsäule: das Rückenmark. Darüber sind auch Organe wie der Verdauungstrakt mit unserem Gehirn verbunden. Daher betrachten wir hier einmal gezielt, welchen Einfluss der hohe Junk-Food-Konsum vieler Jugendlicher auf dieses System haben kann und welche Möglichkeiten die Amerikanische Chiropraktik für die positive Einflussnahme sieht.
Nächtliches Kühlschrankplündern, ungebremstes Vernichten von Unmengen an Junk-Food – die meisten Eltern von Teenagern kennen das. Das Leben der Pubertierenden entkoppelt sich häufig von der Kernfamilie, auch in Fragen der Ernährung. Teenagerjahre sind gleichzeitig ein wichtiges Zeitfenster für die Entwicklung des Gehirns. Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnregionen und einzelnen Neuronen werden überprüft, verfeinert und auch verstärkt.
Das jugendliche Gehirn ist aufgrund dieser erhöhten „Neuroplastizität“ jetzt wieder enorm formbar, damit es in dieser Phase besonders gut von Umwelterfahrungen geprägt und neu verschaltet werden kann – einschließlich der Einflüsse durch Ernährung. Diese Veränderungen können wiederum fest verdrahtet werden, wenn die Entwicklung abgeschlossen ist, und so ein Leben lang wirken.
Hierbei greifen zwei unterschiedlich ausgereifte Hirnareale ineinander. Während der für Verhaltenskontrolle und Entscheidungsfindung zuständige präfrontale Kortex erst ab Anfang bis Mitte 20 ausgereift ist, kann das für Belohnungsempfindungen verantwortliche mesocorticolimbische Dopaminsystem bereits aus dem Vollen schöpfen. Ja, die Anzahl von Dopaminrezeptoren ist im jugendlichen Gehirn sogar deutlich erhöht, sodass ein Gefühl der Belohnung völlig übertrieben sein kann. Übrigens auch das der Enttäuschung. Kommt da nicht dem einen oder der anderen ein dramatischer Auftritt in den Kopf? Süßes, Fettiges, unkompliziert Unterhaltendes ist also sehr viel verführerischer, gleichzeitig sinnvolles, gesundes und kontrolliertes Verhalten sogar noch mühsamer als im Erwachsenenalter. Burgern, einer Tüte Süßem oder Chips zu widerstehen, wird damit nahezu eine Herkulesaufgabe.1
Aber so heroisch das klingt, so wichtig ist es auch. Im Zweifelsfall gilt für Erziehungsberechtigte: Lieber einmal mehr nerven, denn die häufige Stimulation des Belohnungssystems führt zu dauerhaften Anpassungen des Gehirns. Diese Verschiebungen im Gleichgewicht der Gehirnchemikalien zeigten sich bei Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren: Beim Betrachten von Lebensmittel-Bildern waren Gehirnschaltungen, die Belohnungen für Essen verarbeiten, bei Jugendlichen mit Fettleibigkeit aktiver als bei normalgewichtigen Personen. Gleichzeitig wurde eine unterdurchschnittliche Aktivität in Regionen des präfrontalen Kortex festgestellt, d.h. die Hirnaktivität in Zentren, die das Verlangen nach Essen unterdrücken, waren verringert. Und Fettleibigkeit nimmt weltweit zu, vor allem bei Kindern und Teenagern. Diese Kinder haben perspektivisch ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, Krebserkrankungen und Typ-2-Diabetes.
Neuroplastizität ist keine Einbahnstraße
Der präfrontale Kortex ist aber nicht nur ein Schlüsselbereich des Gehirns für die Kontrolle der Nahrungsaufnahme. Er ist auch trainier- und veränderbar. Besonders in der Adoleszenz legen wir die Basis für gesunde oder ungesunde Gewohnheiten. Sie wieder zu ändern, Bedarf dann einer Aktivierung. Wie in Studien aufgezeigt wurde, können chiropraktische Justierungen solche positiven Impulse für die Neuroplastizität setzen.2 Ernährungsberatende Ansätze bis hin zu Diätinterventionen können damit nachhaltig unterstützt werden. Und nachweislich kann bei einer erfolgreichen Gewichtsabnahme bei Jugendlichen die Aktivität des präfrontalen Kortex wieder vollständig hergestellt werden – als guter Start in ein möglichst gesundes Erwachsenenleben.3,4
Quellen (zuletzt abgerufen am 28.01.2022):
1 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnbeh.2016.00189/full
2 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7288271/
3 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/oby.21004
4 https://theconversation.com/how-junk-food-shapes-the-developing-teenage-brain-126582