
Stress – was tun?
Schon Charlie Chaplin zeigte in seinem humorvollen aber kritischen Film „Moderne Zeiten“ die Überforderung des Menschen im Berufsleben. Inzwischen hat die Digitalisierung der Gesellschaft dem ohnehin belastenden Arbeitsleben bei aller Erleichterung auch das Element des „Beständig-Erreichbarseins“ hinzugefügt. Das Ergebnis zeigt sich unter anderem in der Stressstudie der Techniker Krankenkasse aus 2016: Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist regelmäßig gestresst. Dabei ist der Begriff uneindeutig und steht sowohl für nervöse, reizbare Stimmung als auch für Ungeduld und das Gefühl, den vielen Gedanken und Ansprüchen nicht mehr gerecht zu werden. In der Medizin sind laut der Studie die Grenzen zwischen seelischem Stress und Beschwerden, die medizinischer Versorgung bedürfen, fließend. Den Spitzenwert erreichen die 30- bis 39-Jährigen im Spannungsfeld zwischen Karriere und Familie, dicht gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen mit der Sorge, nicht mehr mithalten zu können. Friedemann Theill, Chiropraktiker aus Köln und erster Vorsitzender des größten deutschen Chiropraktikerverbands DAGC, beleuchtet die Problematik und zeigt Lösungsansätze auf.

Ergebnisse auf die Frage „Wie erleben Sie Ihren Arbeitsalltag im Allgemeinen?“ (Umfrage Statista 2016)
Stress und Subluxationen
In der chiropraktischen Sichtweise wird zwischen physischen, emotionalen und chemischen Stressfaktoren unterschieden. Es liegt auf der Hand, dass ein körperlich schwer arbeitender Mensch sich Verletzungen zuziehen kann, aber auch sogenannte „Schreibtischtäter“ klagen häufig aufgrund von mangelnder Bewegung und Fehlbelastungen über Symptome wie Rückenschmerzen. Wenn die Zeitfenster für zu Erledigendes wieder mal sehr knapp bemessen sind, führt schon die angespannte Haltung – z.B. am Computer leicht vorgebeugt mit hochgezogenen Schultern – schnell zu Verspannungen im Schulter-Nackenbereich. Spätestens wenn sich zu physischem und emotionalem Stress dann noch Alltagsgifte wie zu viel Kaffee, Nikotin oder Alkohol addieren, ist das Regulationssystem des Körpers überfordert.
Ein Resultat davon können Subluxationen sein. In der Chiropraktik wird damit die Fixierung oder Verschiebung von Wirbelgelenken beschrieben, was sich biomechanisch-strukturell und vor neurologisch auswirkt. Schmerzen haben die Betroffenen nicht zwingend, häufig sind klar spürbare Beschwerden erst ein sehr spätes Warnsignal des Körpers. „In der Praxis erlebe ich bei der Ursachensuche für so unterschiedliche Beschwerden wie Migräne, Knieschmerzen oder den sogenannten Hexenschuss regelmäßig Patient*innen, die bei intensiver Auseinandersetzung feststellen, dass sie ihre Problematik viele Jahre ignoriert haben. Irgendwann ist das für das Körpersystem dann zu viel“, berichtet Friedemann Theill.
Die intensive Wechselwirkung von Nervensystem, Organen sowie Knochen, Muskeln und Faszien bietet dabei auch einen Schlüssel, um wieder Entlastung herzustellen. „Zunächst steht die Suche nach der Subluxation an. Dann wird diese durch die chiropraktische Justierung korrigiert. Erreicht wird so das Wiederherstellen der Beweglichkeit und die korrekte Position eines Gelenkes. Ziel ist die unbeeinträchtigte Kommunikation zwischen Gehirn, Nervensystem und allen damit einhergehen Steuerungsprozessen im Körper“, erklärt Theill. So unterstützt Chiropraktik die Rückkehr zu gesunder neurologischer Funktion und trägt damit entscheidend zu Stressreduktion und allgemeiner Gesundheit bei. Der Körper ist auf dieser Basis wieder vermehrt in der Lage, sich selbst zu heilen. Symptomatiken können zurückgehen oder sogar verschwinden.
„Dabei ist die Vielseitigkeit der Belastungen im Leben der meisten Menschen so hoch, dass eine regelmäßige Kontrolle und Justierung eine wichtige Vorsorgemaßnahme ist. Vereinfacht gesagt: Umso früher eine Subluxation erkannt wird, umso leichter lässt sie sich in der Regel auch korrigieren. So kann sie gar nicht erst wahrnehmbare Symptome auslösen“, betont Theill.